Wer zahlt für E-Ladestationen?

Immobilien News vom 26-06-2022 zum Thema: ‘Elektromobilität in Schweizer Mehrfamilienhäusern’ – Stockwerkeigentümer führen hitzige Diskussionen wegen der Installationskosten und des vermeintlich höheren Brandrisikos – Wir finden, ein ganz wichtiges Thema, das es weiterhin zu beobachten gilt, gerade von Stockwerkeigentümern.

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[Originalbeitrag aus der NZZ am Sonntag vom 26-06-2022. Autor: Freddy Hämmerli]

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Die Ölpreise steigen rasant und damit auch die Preise für Benzin und Diesel. Zudem sind fossile Treibstoffe umweltschädigend  und  gelten  als mitverantwortlich für den Klimawandel. Der Einbau von Ladestationen für Elektrofahrzeuge ist darum bei vielen Stockwerkeigentümergemeinschaften für die nächste Versammlung traktandiert.

Doch trotz ökologischen und mittelfristig finanziellen Vorteilen ist das Geschäft vielerorts umstritten: «Unnötig, verfrüht, zu teuer und erhöhte Brandgefahr», lauten die gängigen Gegenargumente. So auch an einer Eigentümerversammlung an der Seestrasse in Zürich Wollishofen. Sie hätten kein Auto und auch keinen Garagenplatz, wehrten sich drei der zwölf Parteien schon im Vorfeld, als es darum ging, den Bedarf abzuklären. Sie wollten sich auf gar keinen Fall an den Kosten beteiligen. Das freilich ist auch gar nicht nötig. Die Besitzer eines Parkplatzes in der Tiefgarage bilden normalerweise eine eigene Eigentümergemeinschaft. Nur sie entscheiden per Mehrheitsbeschluss über den Einbau von E-Ladestationen. Und sie allein tragen auch die Kosten dafür. Aber selbst unter den Parkplatzbesitzern herrschte zunächst Uneinigkeit: Wer das wünsche, könne ja eine Einzelladestation für sich bauen lassen. Grundsätzlich ist das richtig. Selbst eine normale Steckdose würde theoretisch ihren Dienst erfüllen. Die Ladezeit liegt dann allerdings bei 12 bis 24 Stunden. Aber auch eine Schnellladestation, eine sogenannte Wallbox, ist mit rund 1’500 Franken noch recht günstig. Wer sich frühzeitig von seinen Miteigentümern das Recht geben liess, eine Einzelladestation einzubauen, hat Glück gehabt. Denn die Stromkapazitäten reichen in den meisten Mehrfamilienhäusern nicht weit. Schon bei der zweiten oder dritten Ladestation kann es knapp werden, wenn gleichzeitig noch Elektrizität für Heizung, Kochherd, Tiefkühler oder Staubsauger benötigt wird.

Braucht es eine spezielle Leitung

Für weitere Einzelladestationen geben die Elektrizitätswerke darum meist keine Bewilligung mehr, ausser es wird eine neue, leistungsstarke Elektroleitung verlegt. Und das kann die Eigentümergemeinschaft rasch einmal mehrere zehntausend Franken kosten. Vielerorts, so etwa in Seegemeinden des Kantons Schwyz, verbieten Stromlieferanten inzwischen darum die Installation von Einzelstationen für Elektrofahrzeuge in Mehrfamilienhäusern. Als Alternative und mittlerweile als Standard bieten sich sogenannt «gemanagte Anlagen» an. Sie drosseln den Ladevorgang so, dass alle Fahrzeuge gleichermassen Strom erhalten und auch für den übrigen Bedarf im Haus noch genügend Strom bleibt. Sie bedingen jedoch eine Grundinstallation mit einer computerisierten Verteilstation sowie einem Basiskabel, das rund um die Garage führt.

1’500 Franken kostet eine Schnelladestation. Das Problem ist weniger der Preis als die begrenzte Stromkapazität in Mehrfamilienhäusern.

Diese Grundeinrichtung wird von den Parkplatzbesitzern gemeinsam getragen und kostet bei einem mittelgrossen Mehrfamilienhaus 1’000 bis 1’500 Franken pro Parkplatz. Einzelne Elektrizitätswerke subventionieren die Basiseinrichtung. So erstattet das Zürcher EWZ beispielsweise bis zur Hälfte der Grundkosten. Hinzu kommt die individuelle Ladestation, die erstinstalliert werden muss, wenn auch ein E-Fahrzeug vorhanden ist. Sie schlägt mit weiteren rund 2’000 Franken zu Buche. Der Ladestrom wird dem einzelnen Nutzer verrechnet und liegt derzeit durchschnittlich bei 20 bis 25 Rappen pro Kilowattstunde. Hinzu kommen monatliche Ablesekosten von 10 bis 15 Franken pro Wallbox. Die Verbrauchskosten liegen damit bei rund einem Drittel gegenüber fossilem Treibstoff. Das hilft bei der mittelfristigen Amortisation der Anschaffungskosten für Elektrofahrzeug und private Ladestation.

Brandgefahr wird überschätzt

Viele Miteigentümer fürchten eine erhöhte Brandgefahr, die von Elektrofahrzeugen ausgehe. Doch was früher ein berechtigter Einwand gewesen sein mag, stimmt heute nicht mehr: Laut einer neuen Studie der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa) in Dübendorf brennen Elektrofahrzeuge nicht häufiger als fossil betriebene Autos – also ausgesprochen selten. Allerdings, so hält die Studie ebenfalls fest, brennen Elektroautos in der Garage etwas häufiger als Benziner und Dieselfahrzeuge, weil der Ladevorgang dort stattfindet. Auswirkungen auf die Versicherungskosten hat dies nicht.

Das Argument, das letztlich auch die Skeptiker an der Seestrasse in Zürich Wollishofen überzeugt hat: E-Ladeinstallationen erhöhen den Wert einer Liegenschaft beziehungsweise der Parkplätze in der Tiefgarage bei Vermietung und Verkauf, wie eine Analyse der Immobilienberatungsfirma Iazi zeigt. Die Nachfrage ist riesig. Allein im letzten Jahr kamen 108’000 neue Fahrzeuge mit Hybrid- oder Elektromotor auf die Schweizer Strassen, davon ein Drittel rein elektrisch betriebene. Der Wermutstropfen: Wer heute eine Ladeeinrichtung in Auftrag gibt, muss bei vielen Installateuren mindestens ein halbes Jahr auf den Einbau warten. Einzelne sind ausgebucht bis Mitte 2023.

Die Haftungsfrage

«Schäden, die von brennenden Fahrzeugen am Haus verursacht werden, übernimmt die Gebäudeversicherung», sagt Barbara Greuter von der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (GVZ). Mit einem Vorbehalt: Wer die Verkabelung seiner Ladestation selbst gebastelt hat, statt eine Fachperson zu beauftragen, muss den Schaden wegen Grobfahrlässigkeit möglicherweise aus der eigenen Tasche bezahlen. Den Schaden an Drittfahrzeugen übernimmt deren Teil- oder Vollkasko-Versicherung. Wer aber nur über eine Haftpflichtversicherung verfügt, hat Pech gehabt.

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Redaktionelles: Dalpont publiziert kontinuierlich kompaktes Fachwissen und aktuelle Hintergrundinformationen. Gelegentlich auch ganz Aktuelles in eigener Sache. Bleiben Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden zu allen Themen rund um Ihre Liegenschaften und Immobilien. 

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Immobilien News vom 26-06-2022 zum Thema: ‘Elektromobilität in Schweizer Mehrfamilienhäusern’ – Stockwerkeigentümer führen hitzige Diskussionen wegen der Installationskosten und des vermeintlich höheren Brandrisikos – Wir finden, ein ganz wichtiges Thema, das es weiterhin zu beobachten gilt, gerade von Stockwerkeigentümern.

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[Originalbeitrag aus der NZZ am Sonntag vom 26-06-2022. Autor: Freddy Hämmerli]

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Die Ölpreise steigen rasant und damit auch die Preise für Benzin und Diesel. Zudem sind fossile Treibstoffe umweltschädigend  und  gelten  als mitverantwortlich für den Klimawandel. Der Einbau von Ladestationen für Elektrofahrzeuge ist darum bei vielen Stockwerkeigentümergemeinschaften für die nächste Versammlung traktandiert.

Doch trotz ökologischen und mittelfristig finanziellen Vorteilen ist das Geschäft vielerorts umstritten: «Unnötig, verfrüht, zu teuer und erhöhte Brandgefahr», lauten die gängigen Gegenargumente. So auch an einer Eigentümerversammlung an der Seestrasse in Zürich Wollishofen. Sie hätten kein Auto und auch keinen Garagenplatz, wehrten sich drei der zwölf Parteien schon im Vorfeld, als es darum ging, den Bedarf abzuklären. Sie wollten sich auf gar keinen Fall an den Kosten beteiligen. Das freilich ist auch gar nicht nötig. Die Besitzer eines Parkplatzes in der Tiefgarage bilden normalerweise eine eigene Eigentümergemeinschaft. Nur sie entscheiden per Mehrheitsbeschluss über den Einbau von E-Ladestationen. Und sie allein tragen auch die Kosten dafür. Aber selbst unter den Parkplatzbesitzern herrschte zunächst Uneinigkeit: Wer das wünsche, könne ja eine Einzelladestation für sich bauen lassen. Grundsätzlich ist das richtig. Selbst eine normale Steckdose würde theoretisch ihren Dienst erfüllen. Die Ladezeit liegt dann allerdings bei 12 bis 24 Stunden. Aber auch eine Schnellladestation, eine sogenannte Wallbox, ist mit rund 1’500 Franken noch recht günstig. Wer sich frühzeitig von seinen Miteigentümern das Recht geben liess, eine Einzelladestation einzubauen, hat Glück gehabt. Denn die Stromkapazitäten reichen in den meisten Mehrfamilienhäusern nicht weit. Schon bei der zweiten oder dritten Ladestation kann es knapp werden, wenn gleichzeitig noch Elektrizität für Heizung, Kochherd, Tiefkühler oder Staubsauger benötigt wird.

Braucht es eine spezielle Leitung

Für weitere Einzelladestationen geben die Elektrizitätswerke darum meist keine Bewilligung mehr, ausser es wird eine neue, leistungsstarke Elektroleitung verlegt. Und das kann die Eigentümergemeinschaft rasch einmal mehrere zehntausend Franken kosten. Vielerorts, so etwa in Seegemeinden des Kantons Schwyz, verbieten Stromlieferanten inzwischen darum die Installation von Einzelstationen für Elektrofahrzeuge in Mehrfamilienhäusern. Als Alternative und mittlerweile als Standard bieten sich sogenannt «gemanagte Anlagen» an. Sie drosseln den Ladevorgang so, dass alle Fahrzeuge gleichermassen Strom erhalten und auch für den übrigen Bedarf im Haus noch genügend Strom bleibt. Sie bedingen jedoch eine Grundinstallation mit einer computerisierten Verteilstation sowie einem Basiskabel, das rund um die Garage führt.

1’500 Franken kostet eine Schnelladestation. Das Problem ist weniger der Preis als die begrenzte Stromkapazität in Mehrfamilienhäusern.

Diese Grundeinrichtung wird von den Parkplatzbesitzern gemeinsam getragen und kostet bei einem mittelgrossen Mehrfamilienhaus 1’000 bis 1’500 Franken pro Parkplatz. Einzelne Elektrizitätswerke subventionieren die Basiseinrichtung. So erstattet das Zürcher EWZ beispielsweise bis zur Hälfte der Grundkosten. Hinzu kommt die individuelle Ladestation, die erstinstalliert werden muss, wenn auch ein E-Fahrzeug vorhanden ist. Sie schlägt mit weiteren rund 2’000 Franken zu Buche. Der Ladestrom wird dem einzelnen Nutzer verrechnet und liegt derzeit durchschnittlich bei 20 bis 25 Rappen pro Kilowattstunde. Hinzu kommen monatliche Ablesekosten von 10 bis 15 Franken pro Wallbox. Die Verbrauchskosten liegen damit bei rund einem Drittel gegenüber fossilem Treibstoff. Das hilft bei der mittelfristigen Amortisation der Anschaffungskosten für Elektrofahrzeug und private Ladestation.

Brandgefahr wird überschätzt

Viele Miteigentümer fürchten eine erhöhte Brandgefahr, die von Elektrofahrzeugen ausgehe. Doch was früher ein berechtigter Einwand gewesen sein mag, stimmt heute nicht mehr: Laut einer neuen Studie der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa) in Dübendorf brennen Elektrofahrzeuge nicht häufiger als fossil betriebene Autos – also ausgesprochen selten. Allerdings, so hält die Studie ebenfalls fest, brennen Elektroautos in der Garage etwas häufiger als Benziner und Dieselfahrzeuge, weil der Ladevorgang dort stattfindet. Auswirkungen auf die Versicherungskosten hat dies nicht.

Das Argument, das letztlich auch die Skeptiker an der Seestrasse in Zürich Wollishofen überzeugt hat: E-Ladeinstallationen erhöhen den Wert einer Liegenschaft beziehungsweise der Parkplätze in der Tiefgarage bei Vermietung und Verkauf, wie eine Analyse der Immobilienberatungsfirma Iazi zeigt. Die Nachfrage ist riesig. Allein im letzten Jahr kamen 108’000 neue Fahrzeuge mit Hybrid- oder Elektromotor auf die Schweizer Strassen, davon ein Drittel rein elektrisch betriebene. Der Wermutstropfen: Wer heute eine Ladeeinrichtung in Auftrag gibt, muss bei vielen Installateuren mindestens ein halbes Jahr auf den Einbau warten. Einzelne sind ausgebucht bis Mitte 2023.

Die Haftungsfrage

«Schäden, die von brennenden Fahrzeugen am Haus verursacht werden, übernimmt die Gebäudeversicherung», sagt Barbara Greuter von der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (GVZ). Mit einem Vorbehalt: Wer die Verkabelung seiner Ladestation selbst gebastelt hat, statt eine Fachperson zu beauftragen, muss den Schaden wegen Grobfahrlässigkeit möglicherweise aus der eigenen Tasche bezahlen. Den Schaden an Drittfahrzeugen übernimmt deren Teil- oder Vollkasko-Versicherung. Wer aber nur über eine Haftpflichtversicherung verfügt, hat Pech gehabt.

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Redaktionelles: Dalpont publiziert kontinuierlich kompaktes Fachwissen und aktuelle Hintergrundinformationen. Gelegentlich auch ganz Aktuelles in eigener Sache. Bleiben Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden zu allen Themen rund um Ihre Liegenschaften und Immobilien.